Übermäßiges Schwitzen

Normalerweise ist Schwitzen ein lebenswichtiger Vorgang. Die Schweißdrüsen geben Schweißwasser ab. Das Wasser verdunstet und kühlt so die Körperoberfläche. Dadurch entledigt sich der Körper von zu viel innerer Wärme und überhitzt nicht. Der Mensch hat ca. 2 Millionen Schweißdrüsen, die überall in der Haut vorkommen. Besonders zahlreich sind sie an den Handflächen und Fußsohlen, Achselhöhlen und Stirn. Die Schweißdrüsen werden über das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem gesteuert. An den Schweißdrüsen sitzen Nervenendigungen des unwillkürlichen Nervensystems. Diese Nerven steuern automatisch zahlreiche Funktionen unseres Körpers, wie Blutdruck, Verdauung, Herzrhythmus und auch die Körpertemperatur. Beim Schwitzen senden die Nervenenden elektrische Impulse an die Schweissdrüsen, damit diese Schweiss bilden und über feine Kanäle an die Hautoberfläche abgeben. Doch an die zweieinhalb Millionen Menschen (1-2%) schwitzen hierzulande auch an ganz normalen Tagen viel zu stark.

Hyperhidrose ist der medizinische Ausdruck für krankhaft vermehrtes Schwitzen (griechisch: hyper = zu viel, hidros = Wasser). Manche Menschen schwitzen am ganzen Körper übermässig stark (generelle Hyperhidrose). Andere schwitzen nur an einzelnen Körperstellen übermässig (lokalisierte Hyperhidrose) – meist an Achselhöhlen (axilläre Hyperhidrose), Händen oder Füßen (palmoplantare Hyperhidrose) oder auch an dem Kopf. Einige fühlen sich dadurch so belastet, dass sie jegliche sozialen Kontakte meiden. Die Mediziner unterscheiden zwischen einer nicht durch andere Ursachen erklärbaren Form, der primären Hyperhidrose, und vermehrtem Schwitzen infolge einer anderen Krankheit.

Während die Ärzte bei der primären Form den Schweißdrüsen direkt zu Leibe rücken, kümmern sich die Ärzte im zweiten Fall erst mal um die auslösende Grunderkrankung. Mögliche Gründe für ein krankheitsbedingtes allgemeines übermäßiges Schwitzen sind: Klimakterium (die Wechseljahre), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Hormone, Parasympathomimetika, Kortikoiden, Beta-Blocker, Salicylsäure u.a.), Hypoglykämie als Symptom einer Zuckerkrankheit, chronische Infekte, bösartige Tumoren oder z. B. Übergewicht.

Diagnostik und Therapie der primären Hyperhidrose werden nachfolgend beschrieben.

Diagnostik

Es gibt keinen Labor- oder Messwert, der klar aussagt, ob Ihr Schwitzen noch normal oder schon krankhaft ist. Normalerweise erkennt der Arzt jedoch durch die typischen, von Ihnen möglichst genau geschilderten Symptome das Krankheitsbild. Tests wie der „Jod-Stärke-Test“ oder die so genannte „Gravimetrie“, bei der die Schweißabgabe in einer bestimmten Zeit gemessen wird, helfen dem Arzt seinen Diagnoseverdacht zu bestätigen. Hilfreich besonders für die Behandlung mittels Botox sind Fotos von der Ausdehnung der Schwitzfläche, da bei der Behandlung dann die gesamte Ausdehnung berücksichtigt werden kann.

Aluminiumchlorid-Deos

Die einfachste Möglichkeit, das Schwitzen an Händen, Füßen und unter den Achseln zu unterbinden, besteht darin, Roller oder Cremes mit Aluminiumchloridsalzen zu verwenden. Aluminiumchloridsalze (meistens 10-30%) verstopfen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen und bändigen dadurch den Schweißfluss. Sie sollten Sie über mehrere Wochen jeden Abend für zwei bis fünf Minuten anwenden. Da die Haut durchs Schwitzen bereits sehr empfindsam ist und die Präparate hautreizend sind, kann sich die Haut in dem behandelten Areal röten, jucken und nässen. Diese Irritationen verschwinden jedoch, wenn Sie die Therapie für eine Weile unterbrechen. Aluminium-Salze in Kosmetika sind in Verruf geraten, da sie in Verdacht stehen, Brustkrebs auszulösen. Wissenschaftlich ist das nicht bewiesen. Trotzdem sollten Anti-Schwitz-Deos nicht direkt nach einer Rasur angewendet werden.

Leitungswasser-Iontopherese

Falls Aluminiumchlorid-haltige Deos nicht vertragen werden kann durch eine Leitungswasser-Iontophorese die Erregung der Schweißdrüsen reduziert und so der Schweißfluss gemindert werden. Sie ist besonders bei übermäßigem Hand- und Fußschweiß indiziert, muss allerdings immer wieder, mehrfach pro Woche durchgeführt werden. Durch diese Methode sind die Schweißdrüsen nicht mehr so leicht erregbar. Das mindert den Schweißfluss. Der genaue Funktionsmechanismus dieser Behandlung ist noch nicht ganz geklärt. Die Behandlung zeigte aber bei vier von fünf Betroffenen den gewünschten Erfolg und ist in Deutschland die am häufigsten gewählte Therapieform bei übermäßigem Hand- und Fußschweiß. Für die Achseln ist dieser Ansatz häufig nicht praktikabel.

Botox gegen Schwitzen

Die Behandlung mit Botox ist heute sicherlich die sicherste und zuverlässigste Behandlung des lokalisierten Schwitzens. Da die Kosten relativ hoch sind, sollten zuerst andere weniger teuere Massnahmen, wie Aluminiumhydrochlorid-Deos oder Iontophorese ausprobiert werden. Falls diese erfolglos sind, ist Botox eine hervorragende Option. Botox wird in die Haut oberhalb des betroffenen Areals gespritzt. Da die Einstiche in die Haut an Händen oder Füssen relativ schmerzhaft ist, wird eine örtliche Betäubung durchgeführt. In den Achseln sind die Injektionen meist auch ohne Betäubung gut verträglich.

Medikamentöse Therapie

Weiterhin existieren unterschiedliche Medikamente (Anti-Schwitz-Tabletten) zum Einnehmen gegen das Schwitzen. Die schulmedizinischen Medikamente sind sogenannte Anticholinergika, Psychopharmaka oder Beta-Blocker. Ihre Wirkung überzeugt nicht immer, außerdem können sie Nebenwirkungen haben (wie Schläfrigkeit und Mundtrockenheit), so dass sie auch in den aktuellen Leitlinien nur in Einzelfällen empfohlen werden. Aufgrund der leider recht häufig auftretenden Nebenwirkungen werden diese Medikamente nur selten von Patienten toleriert.

Operative Therapie

Schweißdrüsen können auch operativ entfernt werden. Dafür wird die Haut an drei kleinen Stellen eingeschnitten und die Drüsen und -gänge mitsamt des Unterhautfettgewebes abgesaugt, die Schweißdrüsen im Anschluss mit einer Art scharfen Löffel herausgekratzt. Allerdings wird fast nie eine vollständige Beseitigung der Schweissdrüsen erreicht. Zudem können sich im Lauf der Zeit neue Schweissdrüsen bilden, sodass auch dieser Eingriff keine hundertprozentige und für immer dauerhafte Problemlösung verspricht. Diese Behandlung hat mehr Risiken (Verletzung von Gefäßen und Nerven, Narbenbildung) als eine Behandlung mit Botox muss aber meist (falls überhaupt) erst nach mehreren Jahren wiederholt werden.